In einem tiefen grünen Thal

Steigt auf ein Fels, als wie ein Stral,

Drauf schaut das Schlößlein Lichtenstein

Vergnüglich in die Welt hinein.

In dieser abgeschiednen Au‘,

Da baut‘ es eine Ritterfrau,

Sie war der Welt und Menschen satt,

Auf den Bergen sucht sie eine Statt.

Den Fels umklammert des Schlosses Grund,

Zu jeder Seiten gähnt ein Schlund,

Die Treppen müssen, die Wände von Stein,

Die Böden ausgegossen sein.

So kann es trotzen Wetter und Sturm,

Die Frau wohnt sicher auf ihrem Thurm,

Sie schauet tief in’s Thal hinab,

Auf die Dörfer und Felder, wie in’s Grab.

»Die blaue Luft, der Sonnenschein,«

Spricht sie, »der Wälder Klang ist mein,

Eine Feindin bin ich aller Welt,

Zu Gottes Freundin doch bestellt.«

Mit diesem Spruch sie lebt‘ und starb,

Davon das Schloß sich Ruhm erwarb,

Seit wohnte drauf manch ein Menschenfeind,

Und ward in der Höhe Gottes Freund.

Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880]

Schloss Lichtenstein

Schloss Lichtenstein auf der Alb immer eine Wanderung wert.

Joachim Raff

2 Replies to “Lichtenstein”

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