Frühling: bei einer Wanderung durch die Hangwälder bei Bad Urach höre ich das Klopfen, da ist ein Waldarbeiter bei der Arbeit. Wie es sich gehört hat der Waldarbeiter eine rote Kappe auf, damit er in seiner schwarzen Kleidung besser gesehen wird. Dieser Waldarbeiter ist der wichtigste Wohnungsbauer der Schwäbischen Alb, nach einem Jahr wird die alte Wohnung von Nachmietern, die nicht die handwerklichen Fähigkeiten haben, übernommen. Diese Nachmieter sind sehr unterschiedlich: Dohle, Hohltaube, Raufußkauz, Baummarder, Hornissen oder Holzkäfer.
Ein echt schwäbischer Häuslesbauer ist der Schwarzspecht, allerdings geht sein Verbreitungsgebiet von den Britischen Inseln und Island fast über die gesamte nördliche und zentrale Paläarktis, somit ist er der Höhlenbauer der Nordhalbkugel.
Der Schwarzspecht ist eine der Schlüsselarten für einen gesunden Wald auf der Schwäbischen Alb. Da die Nachmieter seiner Bruthöhlen selber keine Höhlen bauen können, sichert der Schwarzspecht den Bestand vieler Arten im Wald. Sein bevorzugter Baum für die Bruthöhle ist die Rotbuche und damit sind die Wälder der Schwäbischen Alb bestens für diese Specht Art geeignet.
Da Buchenholz bekanntlich nicht die gleiche Eigenschaft wie Balsaholz hat, ist es erstaunlich welche Belastungen der Schwarzspechtkopf beim Hämmern aushält. Bis zu 20 Schläge pro Sekunde kann ein Specht ausführen, der Aufprall des Schnabels mit ca.25km/h gegen das Holz kann zu Verzögerungen von 1200 G führen, eine enorme Beanspruchung für den Specht. Der Spechtschnabel ist mit Muskeln so befestigt, dass diese als Stossdämpfer fungieren, das Gehirn füllt den Schädel komplett aus, damit es nicht beim Hämmern ständig gegen die Schädeldecke geschleudert wird.
Die Nahrung des Schwarzspechts sind hauptsächlich Ameisen, Waldameisen, Wegameisen, und Knotenameisen, damit dämmt der Schwarzspecht auch die Sklavenhaltung auf der Schwäbischen Alb ein.
Neben Ameisen stehen Borkenkäfer, Bockkäfer, Schmetterlinge, kleine Schnecken und selten auch Molche auf dem Speiseplan des Schwarzspechtes. Ich hoffe, dass er nicht zu viele meiner Lieblingsbockkäfer erwischt: den Alpenbock.
Die Feinde des Schwarzspechts sind der Habicht, der Wanderfalke, der Uhu und Marder, die sorgen dafür, dass nicht jede Buche durchlöchert wird, schwierig wird es, wenn der Wolf auftaucht, denn die rote Kappe des Schwarzspechts wird nach dem bekannten Fachbuch der Gebrüder Grimm ein Problem für den Specht .
Den Wald auf der Schwäbischen Alb teilt sich der Schwarzspecht mit dem Buntspecht, Kleinspecht, Mittelspecht. Der Grünspecht, Grauspecht, Wendehals sind eher auf den Streuobstwiesen zu finden.
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Joachim Raff