Ich liege wach im Bett und kann nicht schlafen, dann stelle ich mir eine Wacholderheide auf der Schwäbischen Alb vor und zähle die wollenen Rasenmäher. Denn ohne die würde die Alb völlig anders aussehen und meine Motivvielfalt wäre deutlich eingeschränkt. Deshalb ein Hoch auf das Schaf.
Die Wacholderheiden sind Kulturlandschaft und durch die jahrhundertlange Wanderschäferei entstanden. Die Schafe halten die Heide offen, nur der Wacholder schmeckt ihnen nicht, deshalb bleibt er erhalten, das ist der Unterschied zum Mensch, dem schmeckt Lamm mit Wacholder!
Das Ökosystem Wacholderheide – mit Silberdistel, Enzian, Orchideen wie Ragwurzen und Knabenkräutern, aber auch Zauneidechse und Neuntöter – muss heute noch durch Beweidung oder durch Pflegeeinsätze von Naturschutzorganisationen erhalten werden.
Viele Schafe auf der Alb sind Merinolandschafe, eine Rasse, die im 19. Jahrhundert durch Kreuzung von Landschafrassen mit Merinoschafen aus Spanien entstand. Das Merinolandschaf hat einen keilförmigen Kopf mit leicht hängenden Ohren. Die Rasse ist sehr robust und widerstandsfähig und zeichnet sich durch sehr gute Marsch- und Pferchfähigkeit aus, daher ist sie bestens für den Einsatz in der Landschaftspflege geeignet. Ein Mutterschaf wiegt ca. 75-90 kg, der Bock zwischen 100-130 kg und ein schlachtreifes Lamm ca. 42 kg. Durch die asaisonale Brunst sind ca. 1,3 Ablammungen / Jahr möglich, mit einer Zwillingshäufigkeit von 60%. Bis zu 10kg Nahrung verputzt ein Schaf pro Tag.
Mit den Schafen reisen in deren Wolle viele Pflanzensamen mit in eine neue Heimat, so tragen Schafe auch zur Verbreitung von Arten bei.
Leider muss man als Fotograf auch fluchen, wenn die besuchte Orchideenwiese gerade von einer Schafsherde überfallen wurde und kein Motiv mehr zu sehen ist. Ein Anblick der einem schwerfällt und nur mit dem Wissen, dass ohne Schafe langfristig auch die Orchideen verschwinden würden, auszuhalten ist.
Interessant für Fotografen ist, das was Kameras erst in den letzten Jahren gelernt haben, die Gesichtserkennung, können Schafe schon lange. Schafe sind soziale Tiere, die andere Mitglieder ihrer Herde problemlos wiedererkennen. Bei Versuchen konnten Schafe auch Gesichter von Menschen mit einer hohen Trefferquote erkennen, sogar wenn die Gesichter in verschieden Blickwinkeln gezeigt wurden, eine beachtliche Leistung der Wollknäuel.
Beim Fotografieren von Schafen muss man sehr aufpassen, dass man bei der Bilderkontrolle nicht das Zählen anfängt, sonst verfällt man sehr schnell in Träumereien.
Joachim Raff
Danke, wieder einmal ein hochinteressanter Beitrag mit viel Wissentransfer und gelungene Bilder!
Danke Hans-Peter