Hochsommer, Sonnenschein, Hitze und ein Stapel Holzstämme am Waldrand auf der Schwäbischen Alb. Dann kommen plötzlich Menschen mit großen Rucksäcken und Stativen vorbei, 2 Augenpaare suchen die Stämme ab, nichts zu sehen oder doch, da an der Stirnseite des Stammes sitzt das Motiv.
Die Rucksäcke werden abgelegt, Technik entpackt und mit dem Makroobjektiv geht es Richtung Motiv, dem hat das Auspacken zulange gedauert und es rennt auf den Baumstämmen umher. Das freut die Fotografen, endlich kann man wieder Wischer fotografieren.
Bei den Wischern kommt es jetzt darauf an, die Kamera möglichst synchron zum Motiv zu bewegen. Vorsicht! Oft sind auf der Rinde helle Flecken, die kommen meistens nicht so gut, Freude kommt auf wenn das blaue Motive z.B. über rotbraunes Holz rennt, dann passen die Farben.
Später kommt das Motiv zur Ruhe, das Makroobjektiv wird mit einer Nahlinse getunt oder gegen eine Lupenoptik ersetzt. Jetzt kommen auch die Stative zum Einsatz, hoffentlich bewegt sich jetzt das Motiv nicht, denn jetzt soll jedes Detail sichtbar sein. Wenn es klappt, werden noch Bilder mit Focus Stacking gemacht: bei relativ offener Blende wird nach jedem Bild der Fokus verändert, um später diese Bilder am Rechner zu einem Bild mit extremer Schärfentiefe zusammen zu rechnen. Mist! nach dem 11. Bild hat sich der Käfer bewegt, also nochmal alles auf Anfang. Wieder auf den Fühler scharf gestellt auslösen, Schärfe verschieben, auslösen und so weiter; diesmal bewegt sich der Käfer bei Bild 9 – ein leiser Fluch hallt durch den Wald, heut wird’s nicht mit dem Fokus Stacking.
Auf Grund der Sonne fließt der Schweiß in Strömen trotzdem wird ständig nach dem Motiv gesucht, Objektive gewechselt und der Auslöser betätigt.
Bei offener Blende und einer Brennweite von 90-100mm wird das Motiv klein ins Bild gesetzt, damit sich im Hintergrund Bubbles bilden, wenn die Sonne durch die Blätter des Alb – Buchenwalds scheint.
Bei dieser Art der Tierfotografie kommt dann auch das Weitwinkel zum Einsatz, um das Motiv im Lebensraum Wald abzulichten.
Wenn die Sonne die Stämme nicht mehr erreicht, dann fliegt das Motiv in den Wald und die Fotografen begutachten auf dem Kameradisplay ihre Ausbeute, mal ärgerlich mal mit Freude – und dann der Satz wie jedes Jahr „wir hätten noch mehr filmen sollen“.
Joachim Raff
Am nächsten Tag sind die Personen wieder vor Ort und das ganze beginnt von vorne, es ist Alpenbockzeit auf der Schwäbischen Alb. Ab Mitte August ist die Saison des Alpenbocks vorbei und Alblichtbilder wartet wieder auf den nächsten Juli dann heißt es wieder auf zum Bocki!