Ein Kennzeichen des Karstgebiets Schwäbische Alb sind die Bäche am Fuße der Alb. Hier lebt ein faszinierender Vogel, der klares, sauberes, sauerstoffreiches Wasser benötigt. Die Wasseramsel ist der einzige Singvogel, der seine Nahrung unter Wasser jagt. Auch andere Vögel wie z.B. die Gebirgsstelze oder der Zaunkönig sind an den Bächen der Alb zu finden und jagen in unmittelbarer Nähe, allerdings nur mit den Füßen im Wasser. Die Wasseramsel jedoch taucht nach ihrer Beute. Die Hauptnahrung der Wasseramsel sind Wasserinsekten, hauptsächlich Köcherfliegenlarven, aber auch kleine Fische. Ein Tauchgang dauert ca. 5-10 Sekunden, kann aber auch bis zu 30 Sekunden gehen.
Die Wasseramsel ist als Standvogel auch im Winter auf der Alb anzutreffen, nur bei harten Wintern, wenn die Bäche zufrieren, wandert die Wasseramsel ab.
Die Balz der Wasseramsel kann schon im Spätherbst beginnen und erreicht im Winter ihren Höhepunkt. Ende Februar baut die Wasseramsel ihr Nest direkt am Wasser, oft nur einige Zentimeter über dem Wasserstand. Ab Mitte Februar kann es zur Eiablage kommen und die vier bis sechs Eier müssen 16 Tage bebrütet werden. Nach 24 Tagen verlassen die Jungvögel das Nest und werden dann noch weitere zwei Wochen von den Eltern gefüttert.
Da die Wasseramsel das ganze Jahr an der Schwäbischen Alb in ihrem Revier anzutreffen ist, ist sie ein dankbares Fotomotiv, allerdings an vielen Stellen auch ein sehr scheues. Wichtig bei der Wasseramselfotografie ist die Perspektive! Die Bilder werden deutlich besser, wenn man den Vogel in Augenhöhe fotografiert, nicht immer einfach, aber es lohnt sich. Beobachtet man die Amsel über einen längeren Zeitraum, dann gelingen auch viele Aufnahmen, die ihr Verhalten zeigen, und man entdeckt immer wieder neue Bildideen, die man umsetzen möchte.
Als Tierfotograf Verhalten zu dokumentieren, heißt Ausdauer / Einsatz! Immer wieder bin ich von einer Tour zurückgekommen und hatte kein Naturbild von der Balz oder die Flugaufnahmen hatten mal wieder nicht geklappt. Irgendwann wird die Ausdauer belohnt und es hat mit beidem geklappt. Jetzt fehlt mir noch eine Fütterungsszene zwischen Alt- und Jungvogel, heißt nächstes Jahr geht’s wieder mit dem langen Teleobjektiv an die Stellen, wo die Wasseramsel ihr Revier hat, in der Hoffnung dass auch dieses Bild gelingt.
Joachim Raff